System Und Individuum Bedingen Sich Gegenseitig

Neulich war ich bei einem großen Unternehmen eingeladen, die gerade zahlreiche Veränderungen gleichzeitig angestoßen haben.

Wenn Individuen außer Acht gelassen werden

Nach meiner Keynote, stand ich mit einigen Teilnehmerinnen zusammen. Um sie mit dem Vornamen ansprechen zu können, habe ich auf ihre Badges geschielt. Auf einmal musste ich laut lachen. Eine der Teilnehmerinnen hatte drei verschiedene Namensschilder an ihrem Körper befestigt: Lina, Heike und Sophia. 

Ich fragte sie, ob sie eine multiple Persönlichkeit hat oder woher die anderen beiden Namensschilder kommen. 
Sie antwortet mit ernstem Gesicht: „Nein, die eine Kollegin hat gerade gekündigt und die andere ist im Ruhestand. Da ich jetzt die Aufgaben für beide mit übernommen habe, dachte ich mir, ich kann auch gleich ihre Namensschilder übernehmen, als sie auf dem großen Tisch lagen.“

Das ist für mich nicht nur sinnbildlich für den aktuellen Arbeitermangel, sondern auch dafür, dass Veränderungen in Unternehmen immer auf unterschiedlichen Ebenen passieren.

Hauptfokus liegt nur noch auf System

In meiner LinkedIn-Blase hatte ich in den letzten Monaten das Gefühl, es geht nur noch um’s System. Für viele OrganisationsentwicklerInnen ist der Mensch nur eine Nebenbaustelle. Sie sind der Meinung, man muss nur am System arbeiten und die Menschen werden sich dann schon entsprechend anpassen.

Aber woraus besteht ein System? Egal, ob wir eine Familie, eine Abteilung oder ein ganzes Unternehmen betrachten. Es geht immer um die Individuen, die das System bedingen und umgekehrt.

Strukturationstheorie

Das beschreibt der Soziologe Anthony Giddens in seiner Strukturationstheorie.

Ein Beispiel: Das Lernen einer Sprache. Wir lernen eine Sprache, in dem wir uns an vorgegebene Regeln halten. Diese lebt jedoch nur weiter, weil wir sie sprechen und im Alltag anwenden, sonst würde sie aussterben. Durch Neologismen (Jugendwörter etc.) entwickelt sich das System „Sprache“ weiter und dadurch auch wiederum die Individuen.

In Organisationen gilt dasselbe. Wir legen Regeln auf unsere Art und Weise aus und interpretieren sie leicht anders, als sie vielleicht gedacht waren. So entsteht eine Dualität. Die Regeln beeinflussen uns und wir beeinflussen die Regeln.

Genau dazu habe ich gestern einen guten Podcast gehört. Martin Permantier spricht mit Svenja Hofert über eben diese Mischung aus Organisationsentwicklung auf der einen Seite und Personalentwicklung auf der anderen Seite.

Systeme und Individuen betrachten

Eine der wichtigsten Fähigkeiten für die Zukunft ist für mich wegzukommen von dem „entweder … oder …“-Denken und hin zum „sowohl … als auch …“-Denken!

Wenn dir also irgendjemand weiß machen möchte, er oder sie habe den einzig richtigen Weg gefunden, wie wir in Zukunft anders führen sollten oder wie man wirklich Teams zum Erfolg bringt, hinterfrage das Konzept skeptisch und entwickle daraus dein Eigenes!

Dein Dennis

Warum es so sinnvoll ist über das vergangenen Halbjahr zu reflektieren und wieso dir das hilft für das nächste Halbjahr zu planen, erfährst du in diesem Artikel.

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