Klickst Du Noch – Oder Lernst Du Schon?

Im Januar 2020 war ich auf der Learntec in Karlsruhe, der größten Messe rund um digitale Weiterbildung und Lernen.
Damals habe ich gemeinsam mit der Haufe Akademie meinen Kurs „Future Work Skills“ veröffentlicht und war sehr stolz auf die knapp 60 vierminütigen Videos und weitere Lerninhalte.

Ich schlenderte über die Messe und war auf einmal in einem Kino. Also es war kein richtiges Kino, aber als ein solches aufgemacht. Am Eingang gab es Popcorn und hinter einer Wand standen Kinosessel aufgereiht. Vorne auf einem Bildschirm lief eine Werbespot für Masterplan.

Masterplan ist die deutsche Kopie von Masterclass. Sie holen sich überwiegend „Prominente“, die dann Kurse zu verschiedensten Themen wie Rhetorik, Neue Technologien, Smarte Ökosysteme oder Digitales Marketing anbieten. Auf ihrer Website proklamieren sie „Die Zukunft des Lernens“.

Wenn das die Zukunft des Lernen ist, dann haben wir ein Problem. Und zwar ein Großes.
Aus folgenden zwei Gründen:

1. Moderner Ablasshandel

Den ersten Grund nenne ich „modernen Ablasshandel“. Ich beobachte immer mehr Unternehmen, die auf persönliche Schulungen und Coachings verzichten und ihren Mitarbeitenden dafür Zugänge zu Masterplan, Haufe Akademie und anderen Plattformen zur Verfügung stellen.
Als Ergänzung ist dagegen nicht einzuwenden. Aber doch nicht als Ersatz!

Sie kaufen sich ein „reines Gewissen“ und können sagen: „Schau, wir stellen dir doch alles zur Verfügung lieber Mitarbeiter. Ums Lernen kümmern musst du dich schon selber.“

Aber genau das passiert eben häufig nicht. Es „ist keine Zeit vorhanden“ und die Unternehmenskultur lässt keinen Platz für das Lernen von Dingen, die nicht adhoc morgen anwendbar sind.

Die PersonalentwicklerInnen haben also kurzfristig ein gutes Gefühl und langfristig Mitarbeitende, die sich gar nicht mehr weiterbilden.

2. Was bleibt wirklich hängen?

Ich wurde diese Woche für einen Handelsblatt-Artikel zum Thema „Onlinekurse und Micro-Degrees“ interviewt, in dem unter anderem auch Rene Schemschatzu Wort kam.
Er ist Lead Recruiter bei Microsoft Germany und bringt es sehr schön auf den Punkt: „Wer ein Zertifikat auflistet, muss auch mit Rückfragen im Bewerbungsprozess rechnen. Dabei kann man sein Erlerntes unter Beweis stellen, und wir sehen, ob auch etwas hängen geblieben ist oder ob man sich nur ‚durchgeklickt‘ hat.“

Damit kommen wir zurück zu den Kinosesseln. Prinzipiell finde ich es lobenswert, dass Lerninhalte anschaulich aufbereitet werden.
Dabei sollten wir aber aufpassen, dass es ausreichend interaktive Teile zur Übung und Reflexion gibt.

Wenn das Lernen dem Konsumieren von Inhalten gleichgesetzt wird, bleibt langfristig genauso viel hängen, wie wenn ich ins Kino gehe. Also meistens nicht besonders viel!

Ich glaube die wirkliche Zukunft des beruflichen Lernens teilt sich in zwei Bereiche:

  1. Wir haben ein konkretes und dringendes Problem und suchen eine Lösung. Diese können wir in Online-Videos, aber auch in Podcasts, Artikeln, Büchern oder persönlichen Coachings finden.
  2. Wir lernen etwas, das wir nicht ad hoc benötigen, das aber langfristig unser Mindset verändert und uns neue Perspektiven ermöglicht. Das wird weiterhin in Präsenzworkshops mit anderen Menschen stattfinden. Ob es bei Events mit besonderen Speakern, bei gemeinsamen Erlebnissen auf der Berghütte oder einfach im persönlichen Austausch beim Kochen geschieht.

Wir lernen durch Emotionen und diese hängen meistens mit Begegnungen und Interaktionen zusammen und finden selten allein vor dem Laptop beim „Masterplan“ schauen statt.

In diesem Sinne wünsche ich dir einen Tag, an dem du etwas Neues lernst.
Aber vor allem einen Tag mit tollen Menschen und spannenden Begegnungen!

Dein Dennis

Warum es so sinnvoll ist über das vergangenen Halbjahr zu reflektieren und wieso dir das hilft für das nächste Halbjahr zu planen, erfährst du in diesem Artikel.

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